Meine Erkenntnisse aus 20 Jahren Selbstkasteiung
Nun sitze ich vor dem leeren Blatt und überlege wo ich anfangen soll. Um ins Unterbewusste zu gelangen soll man 10 Minuten Schreiben ohne den Stift abzusetzen. Dann leg ich mal los….
Ich habe in den letzten Jahrzehnten bestimmt 4 wirklich ernsthafte Versuche gestartet mich von der Esssucht zu lösen. Ich besitze unzählige Fachbücher, habe so viel über diese verdammte Sucht gelesen. Ich weiss wie zerstörerisch sie ist. Und dennoch, irgendetwas in mir will sie nicht gehen lassen wollen. Mein Leben ist geprägt von Substanzen die meinem Körper schädigen. Vorgelebt von Schauspielern ( sie spielen eine Show!!!!), Sängern und Vorbildern war das Rauchen, der Genuss von Alkohol und letztendlich dem Schlankheitswahn, geprägt durch die Mode- und Filmbranche. Die Folgen und das seelische Leid nahmen mit dem Vergehen der Jahre stets zu. Wobei für mich die seelischen Folgen denke ich viel tiefer sitzen. Beim Schreiben fällt mir gleich auf, dass ich meinem Körper mehr Belastung zutraue. Immer wieder war ich Willensstark eine Sucht aufgeben zu können. Auf alle zu verzichten war ich bisher nicht in der Lage. Rückblickend fiel mir das Rauchen aufzuhören erstaunlich leicht. 7 Jahre später erhielt ich durch täglichen ge- und missbrauch von Alkohol und Erbrechen die Rechnung. Mein Hausarzt nahm sich Zeit und sprach unverblühmt das aus was ich insgeheim schon lange wusste. Wenn ich mich weiter so behandle, werde ich nicht sehr lange etwas von meiner Rente haben. Er empfahl mir einen kalten Entzug in einer Klinik. Ein Klinikaufenthalt kam für mich auf keinen Fall in Frage. Durch Internetrecherche stiess ich noch am selben Tag auf ein Onlineprogramm für Menschen die ihren Alkoholkonsum aufgeben wollen. Ohne lange nachzudenken erwarb ich das Programm und startet noch am selben Tag. Jetzt, wo ich hier sitze. 9 Monate später bin ich aus tiefstem Herzen Dankbar. Dankbar für dieses Programm. Dankbar für all die Unterstützung. Dankbar nicht mehr Trinken zu wollen. Dankbar für die vielen klaren Momente, für den guten Schlaf. Für die klaren Gedanken, für die Freiheit, für das Zurückkehren der Lust am Leben, der Natur, dem Wahrnehmen von kleinen Dingen die uns die Natur überall kostenlos zur Verfügung stellt. Und doch fühle ich mich noch nicht frei. Die Bulimie, mein treuer Begleiter seitdem ich ein junges hübsches Mädchen war, kann ich doch irgendwie nicht gehen lassen. Weil, Essen muss ich ja, das kann ich nicht weglassen wie Alkohol und Zigaretten. Denn ich weiss, Konsumiere ich eines der beiden Drogen, werde ich in kürzesterZeit wieder abhängig. Das Suchtgedächntnis vergisst nicht, sagen die Fachmenschen….. Und noch etwas sagen die klugen Menschen. Zufälle gibt es nicht. Ich mag das Zuerlegen von Wörtern. Uns fällt etwas zu, was fällig ist! Vor weniger als einer Woche habe ich Sina in dem Onlineforum kennengelernt. Und ich kann es selber nicht richtig greifen, aber ich fühle tief in mir, dass wir beide mit unserem Wissen über die Krankheit, die Erfahrung mit ihr, das Leid und die Pein die wir durch sie erleben und erlebt haben, sie zusammen nun endlich gehen lassen könnten… Und ohne es vor einer Woche geahnt zu haben, begibt sich jede von uns auf ihre eigene Weise, im eigenem Tempo, aber doch gemeinsam ohne lange nachzudenken auf den Heilweg. Jeder für sich und doch gemeinsam. Raus aus der Bulimie….