#Tag 11

Wie wird sich mein Leben ohne die Bulimie im besten Fall verändern? Zwischenmenschlich? Finanziell? Emotional?

Welch schöne Aufgabe 🙂
Ich glaube die positiven Aspekte sind gefühlt endlos.
Ich könnte mich endlich auf die Menschen die mich umgeben konzentrieren, mich auf den Anlass fokussieren. Ich würde körperlich und physisch an Festen, Feiern, Geburtstagen, Feiertagen teilnehmen und müsste mich nicht zusammenreißen, mich beherrschen und  ständig auf der Hut sein keinen Fressanfall zu bekommen. Die Gedanken würden sich nicht mehr ums Essen und Kotzen drehen. Wohlwissend dass ich am Abend dann totunglücklich wäre, da ich wieder der Sucht nachgegeben habe und mich nur halbherzig mit den Menschen unterhalten zu haben. Ein weiterer verschenkter Tag. Ein weiterer Tag an dem ich meiner Psyche und meinen Körper um ein weiteres geschädigt habe.
Ich hätte viel mehr Zeit und könnte mich auf Gespräche zu 100% einlassen und würde viel mehr um mich herum mitbekommen. Auch müsste ich keine spontanen Einladungen mehr absagen, weil ich mitten in einem FA stecke oder ihn vorab schon geplant habe… Meine Freunde, Familie einfach alle würden viel mehr im Fokus liegen.
Ich könnte vielleicht sogar in einer Partnerschaft leben. Dieser Satz ist kurz, hat aber so viel Bedeutung für mich.
Finanziell weiß ich dass ich auf jeden Fall einiges an Geld sparen werde.
Sina und ich haben uns in den ersten Tagen über das Thema Geld und Bulimie ausgetauscht. Welche große finanzielle Belastung das für einen Essgestörten tatsächlich bedeutet.
Ich habe mir den „Spaß“ gemacht und die letzten 3 Monate Bilanz meiner FA’s gezogen. Was soll ich sagen, ich rede hier nicht nur von ein zwei hundert Euro. Ich muss gestehen, die Summe hat mich geschockt und ist mit zu einem meiner größten Treiber geworden sich aktiv mit dem heilen der Bulimie ernsthaft zu beschäftigen.
Nicht selten erlebte ich Monate an denen mein Konto im Minus war.
Ich glaube keiner der an dieser Krankheit leidet, kann sich im geringsten vorstellen, wie viel Geld einem diese Sucht raubt.
Emotional habe ich mich schon nach dem ersten Tag freier und wesentlich entspannter gefühlt. Ich hatte den ganzen Tag Zeit, kein Zeitdruck. Kein Beschaffen der Lebensmittel. Kein heimlich kochen müssen. Kein Rechnen wann es passt, wann ich allein bin. Keine Angst unerwartet Besuch zu bekommen und eventuell erwischt zu werden. Ich muss nicht stundenlang putzen und alle Spuren verwischen. Ich bin nicht platt und kraftlos vom Kotzen. Ich habe keine Angst wann der Zeitpunkt kommt an dem ich die nächste Essattacke bekomme. Das allein ist schon so befreiend.
Ich kann in der mir nun zur Verfügung stehenden Zeit meinen individuellen Interessen nachgehen. Lesen, schlafen, neue Aktivitäten ausprobieren.(Obwohl ich diese Liste noch abarbeiten muss, denn „nichts tun“ fällt mir sehr schwer.)
Ich bin spontan. Ich kann alles machen. Und die Liste mit möglichen Aktivitäten ist sooooo viel länger als die B.
Diese Sätze haben für mich eine so große Bedeutung.

Denn ich bin frei und selbstbestimmt. Ich allein treffe die Entscheidungen für mich. Unabhängig und selbstbestimmt.

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