#Tag 5

Gedanken um Süchte

Fakt ist, ich bin ein Suchtmensch. Punkt. Ich werde diese Affinität wohl auch nie ganz los  werden. Ich habe schon früh Bekanntschaft mit diversen Suchtmitteln gemacht. In diesem Moment stelle ich mir die Frage: welche Sucht ist in der Gesellschaft geduldet?

Wann liegt die Diagnose Sucht vor?

Um davon sprechen zu können, dass eine Person süchtig beziehungsweise abhängig ist, müssen mehrere Kriterien erfüllt sein. Dazu zählen unter anderem das übermächtige Verlangen, eine Droge oder ein Rauschmittel zu konsumieren, oder dass immer größere Mengen der Droge gebraucht werden.

Welche Sucht ist ok?
Welche Sucht „geht gar nicht“?
Warum ist es ok zu einer Sucht zu stehen und die andere wird Jahre oder jahrzehntelang vehement vor Familie, Freunden, Nachbarn und Arbeitskollegen  verheimlicht? Aus Angst als abnormal ernannt zu werden?

Warum traut sich kaum eine Betroffene offen über ihre Bulimie zu sprechen? Aus Angst vor Stigmatisierung? Um im Außen als unfehlbar und perfekt zu wirken? Sind die Betroffenen im Grunde nicht sehr willensstark, belastbar und sehr strukturiert? Kaum jemand der sich mit dieser Krankheit nicht näher beschäftigt hat, weiss wie viel Aufwand und Belastung dahinter steckt.
Beginnen wir beim Planen des Tages. Dazu gehört, wenn Familie und Partnerschaft vorhanden, eine genaue Planung. Haushalt, Kind versorgen, Beruf… Neben dem „Alltag“, den alle kennen, kommt die Sucht, die gestillt werden muss.
Einkaufen, Zubereiten, Essen, Kotzen, Aufräumen, Putzen. Das alles kostet Zeit, Geld und vor allem Energie. Wir sind Meister im Vertuschen und Verstecken. Allein dieser Zeitaufwand. Ich möchte behaupten, locker bis zu 3 Stunden, mehrmals die Woche. Über Jahre ahnt niemand etwas. Das kann man Management nennen. Wieso denken Betroffene, man könnte sie wegen dieser Krankheit ablehnen? Wir stehen oft mitten im Leben, viele sind in ihrem Beruf sehr erfolgreich. In gehobenen Positionen haben von „Außen“  ein perfektes Leben. Erfolgreich, schön, intelligent, charmant, engagieren sich nicht selten ehrenamtlich. Warum denken wir so schlecht über uns selbst? Warum werten wir uns ab? Wie würden wir mit einem Menschen umgehen der sich so behandelt? Würden wir ihn nicht mit Liebe und Mitleid begegnen?
Wann kommt der Zeitpunkt an dem man seine Situation „satt“ hat? Im Grunde weiß man als Süchtiger dass man schon lange ein Problem hat. Nur bis man den Entschluss fasst etwas aktiv zu ändern, das dauert. Mitunter Jahre bis Jahrzehnte.
Ich möchte ganz vorsichtig schreiben und sagen „dieses Mal“ fühlt es sich anders an. Dieser Aha-Effekt.
Ich fühle mich ziemlich gut vorbereitet.
Ich bin gespannt.
Aufgeregt und freue mich sehr auf die nächsten 30 Tage.

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